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Schloss Jahnishausen     Holzstich nach A. Reinhardt     12x17cm       Illustrirte Zeitung, Leipzig, 1866       Archiv der ADJ e.V.

 

Drei Lustschlösser des Königs Johann von Sachsen

Illustrirte Zeitung, Nr. 1192, Leipzig, 5. Mai 1866, Seite 303

[R]  Betrachten wir die drei Schlösser, welche wir unseren Lesern heute vorführen, Lieblingsaufenthalte das allseits verehrten Königs Johan von Sachsen, so tritt uns vor allem die große architektonische Verschiedenheit derselben entgegen; man findet so zu sagen, alte, mittlere und neuere Zeit in den Bauten ausgesprochen; sie charakterisieren zugleich den Zweck und die Jahreszeit des Besuchs ihres hohen Besitzers.

Jahnishausen, so oft genannt und doch von den meisten, selbst der Lage nach noch nicht gekannt, wurde vom jetzigen regierenden Könige von Sachsen bereits im Jahre 1825 von dem Grafen v. Hopfgarten erkauft und dient schon seiner kleinen, aber höchst gemüthlichen Räume halber nur zum Aufenthalte auf einige Wochen im Frühjahre. Es ist für die königliche Familie ein Ort der stillen Ruhe und Zurückgezogenheit, ganz geeignet, so recht dem ersten Erwachen der Natur, dem Emporkeimen und Sichentfalten derselben zu lauschen, die Frühlingsdüfte mit vollen Zügen einzusaugen.

Reizende Gartenanlagen, ein weiter Park mit mächtigen alten Bäumen, grünenden Wiesen, umgeben von Baumgruppen, sind Schöpfungen des hohen Besitzers, welcher das Terrain des dichten Waldes, das Wasser des Köppritzbaches glücklich zu benutzen verstand, um einen anmuthigen, erfrischenden Aufenthalt nach den bunten Freuden des Winters zu schaffen. –

Als Sommeraufenthalt, schon seit der Zeit August des Starken, dient das Lustschloß Pillnitz an der Elbe, etwa 2 ½ Stunden von der Residenz Dresden entfernt.

Wer kennte, wer besuchte nicht diesen historisch denkwürdigen und malerisch reizenden Ort; durch seine großen Anlagen, in einer lieblichen Natur, zum Abhalten des Hoflagers und zum Empfang hoher Gäste für ein königliches Haus prächtig  geeignet und eingerichtet.

Nach dem Falle der Gräfin Kosel, welche das Schloss Pillnitz, wie es damals war,  1765 als Lehn erhalten, nahm es August der Starke selbst zum Sommeraufentalt, erbaute noch zwei große Palais, welche dann immer von der königliche Familie bewohnt wurden. In den Jahren 1788 bis 1792 wurden die Pavillons mit toscanischer Säulenordnung geziert und das chinesische Kupferdach nebst ebensolchen Friesbildern angebracht. Als im Jahre 1818 ein Theil des Schlosses, der sogenannte Venustempel, den 1720 August I. erbaute, niederbrannte, wurde an der derselben Stelle ein schöneres Gebäude errichtet, in welchem außer der Kapelle und der Sammlung der Portraits der königlichen Familienglieder der große, mit allegorischen Frescogemälden gezierte und durch eine offene Kuppel erleuchtete Speisesaal bemerkenswerth ist. Die ganze Anlage des königlichen Lustschlosses besteht zur Zeit aus vier großen, einzeln dastehenden, mit Säulenhallen verbundenen Pavillons, meist zwei Stockwerke hoch von ausgesuchtem Sandstein erbaut, mit den bekannten chinesischen Dächern bekrönt und mit Hunderten von Spitzen, ähnlich der Form des Uhrthürmchens, decorirt; nach Westen liegen die königlichen Gärten mit Promenaden, denen sich eine 2000 Ellen lange, nach Hosterwitz führende alte Lindenallee anschließt, nach Osten bilden die Gebäude des alten Schlosses die Grenze.

Das Bergpalais befindet sich zwischen den beiden südlichen, das Wasserpalais, zu dem eine große Freitreppe nach dem Elbestrome führt, zwischen den nördlichen Flügeln.

Dicht hinter dem Dorfe beginnt der „Friedrichsgrund“, nach dem 900 Fuß hohen Borsberge führend; gleich am Anfange, auf der Höhe des sogenannten Schloßberges, oberhalb der königlichen Weinberge, ist eine vom Hofbauconducteur Scheve 1788 ausgeführte künstliche Ruine mit geschmackvollen Zimmern, in denen einigemal während des Sommers die königliche Familie speist; eine liebliche Aussicht auf Pillnitz, den breiten Wasserspiegel und das Land über der Elbe bietet sich hier dar; doch nicht zu vergleichen mit jener von der Spitze des Borsberges, dessen Besteigung ein höchst anmutiger Spaziergang von etwas ein und einer halben Stunde ist.

Das Auge überblickt das Elbthal von Meißen bis Königstein, das meißner Hochland, das böhmische und sächsische Erzgebirge, ja an heiteren Tagen sind selbst die Höhenzüger des lausitzer Grenzgebirges sichtbar.

Pillnitz, ehemals Belonitz, Beulnowitz, hatte, wie von einem Heinr. v. Beulnowitz im 13. Jahrhundert berichtet wird, ursprünglich eine Felsenburg an der Stelle der heutigen Ruine; von ihnen gelangte es an die v. Carlowitz und später an die v. Stiegler´sche Familie, und endlich am Ende des 16. Jahrhunderts an die v. Loß, welche 1616 das alte Schloss erbauten, von dem nur ein Theil auf  heute gekommen. Durch Heirath erwarben es die v. Bünau, von denen es Joh. Georg IV. 1693 kaufte, um es der Gräfin v. Rochlitz (Frl. v. Neidschütz) zu schenken. Nach ihrem Tode erwarb es der Geheimrath v. Einsiedel, welcher Pillnitz an August I. abtrat, um, wie schon bemerkt, dasselbe der Gräfin Kosel einzuräumen.

Unter Friedrich August ward die für Europa ewig denkwürdige Fürstenversammlung vom 25. – 27. Aug. 1791 zu Pillnitz gehalten, wobei die großartigsten Festlichkeiten, Erleuchtung und Feuerwerk auf der Elbinsel stattfanden.

Wenn der Herbst seine feuchten Nebel im Elbthale ausbreitet, das Laub der Bäume jene rotgoldene Färbung annimmt, die den Menschen mahnt, des Jahres Kraft und Glanz sei bald dahin, einzelne dürre Blätter auf dem Wege im Wind treiben, dann entwickelt sich im Schloss Weesenstein reges Leben, um alles zum Empfang der königlichen Familie und etwaiger hoher Gäste vorzubereiten.

Das Schloß Weesenstein im reizenden Müglitzthale ist ein Lieblingsplatz des Königs Johann und wird öfters im Sommer von Pillnitz aus von ihm besucht, um Cafe´s und Soupe`s dort abzuhalten. Mit Kühnheit und bewunderungswerther Geschicklichkeit sind an dem sich kegelförmig aus dem Thale erhebenden Felsen Wohnungen und weitläufige Bauten ausgeführt; keiner Ringmauer zu ihrer Sicherheit bedürfend, trotzten die mächtigen Gebäude Jahrhunderte jeglicher Gewalt, und jedes Zeitalter zeigt sich an denselben. Nur ein Zugang führt in die Feste; eine schmale Brücke, dier noch heute steht, verband das ehemalige Castell mit der gegenüberliegenden Klippe, auf welcher in der Vorzeit ein Vertheidigungsthurm stand, derer in der frühern Zeit das Schloß selbst auch drei hatte. Es läßt sich wol behaupten, daß es kaum einen ähnlichen Bau wie diesen gebe, der in Wahrheit von oben nach unten gebaut ist, da die Begründer des Castells die Etagen, welche die höchsten sind, zuerst bauten, währen die untersten, die Wohnzimmer des verewigten Königs Anton, am spätesten, unter Baron Ukermann, entstanden. Bei jedem Neubau wurde der Felsen benutzt, diente bald als Mauer, Wölbung oder Treppe und bildet in der Schloßkirche, die dem evangelischen Gottesdienste eingerichtet ist und eines der obersten Stockwerke einnimmt, eine Wand, welche bis zum Thurm reicht. Wenn man von dem simpeln Gasthofe nach dem Schlosse hinaufsteigt, gelangt man zu dem diesseits des Mühlgrabens gelegenem Vorschlosse, welches mit den drei Flügeln den Hof so umgibt, daß er gegen den Schlossfelsen hin oben offen bleibt, nach welchem eine hohe, auf einem einzigen Bogen ruhende, im Jahre 1781 erbaute steinerne Brücke über den Mühlgraben führt. Die vielen, zum Theil isolirten Flügel stehen in so verschiedener Höhe, daß sie an einem Punkt zusammengedacht acht Stockwerke zählen würden.

Bei dem Eintritte über die Brücke ins Schloß ist die Gärtnerwohnung das Paterre, König Anton´s Zimmer rechts, Keller und Gewölbe zweites und der Schloßhof, an dem sich die Wohnung des freundlichen und äußerst gefälligen Schloßverwalters nebst anderen Cavalier- und Fremdenzimmer befinden, ist bereits das dritte Stock; hierdurch wird es erklärlich, das man vom Schloß Weesenstein sagen kann, es befinden sich die Pferdeställe in der dritten, die Keller in der fünften Etage. Der Name des Ortes ist ursprünglich Wiesenstein und mag daher kommen, daß sich der Schlossfelsen unmittelbar aus Wiesen erhob, die jedoch schon lange Zeit für den reizenden Schloßgarten und teilweise zum Anbau des Dörfchens verwendet sind.

Die frühesten erweislichen Besitzer von Weesenstein waren die Burggrafen zu Dohna und Saszko, welcher die Schleifung der alten Burg Dohna verschuldete und kurze Zeit Schutz in Weesenstein fand, das Markgraf Wilhelm Cocles nach dem Siege über die Burggrafen für ihre treuen Dienste den Herren v. Bünau verlieh, die es bis zum Jahre 1771 besaßen und zu einem Hauptsitze des Luxus in Sachsen machten. Durch Kauf ging Weesenstein 1772 in die Hände des Baron J.J. v. Uckermann  über, dessen Sohn es im Jahre 1830 an den König Anton den Gütigen verkaufte. Nach dem Hingange desselben, am 6. Januar 1836, wurde sein Bruder, Prinz Maximillian, Herr v. Weesenstein, nach dessen Tode König Johann von Sachen, damals noch Prinz, in den Besitz gelangte.

Die sämmtlichen Gemächer haben, infolge der verschieden Lage und Etagen, eigenthümliche Verbindungen und Zugänge und sind mit großer Einfachheit eingerichtet, ausgenommen den Speise- und Gesellschaftssalon, von welchem aus ein anmuthiger Blick auf das Thal und die freundlichen Häuser den Besucher belohnt.

 Wol nur wenige Thäler bieten einen solchen Wechsel der malerischen Natur, als das Müglitzthal, welches, von Dohna aus in verschiedene Zweige gespalten, auf dessen einer Höhe der bekannte Mosem thront, sich endlich weit hinter dem Städtchen Glashütte in das höhere Gebirge verliert. Der freundliche Anblick sanfter, fruchtbarer Abhänge wechselt mit den steilen Felsen, die bald das Schwarz düstern Nadelholzes bald das hellere Grün von Buchen und Eichen im bunten Gemisch zeigen; hier ziehen dichte Waldungen bis zur Thalsohle herab, dort thürmen sich Felswände ernst und mächtig auf und hemmen den Lauf des sprudelnden Gebirgsbachs; jede neue Krümmung bietet einen überraschenden Anblick, und mannigfaltig wird der Besucher des Thales belohnt!